Lebensmittel retten. Lebensmittel wertschätzen. Retter = Gut. 

Die Marmelade im Kühlschrank, die am Deckel einen grünen Schimmel hat. Der Edamer Käse, der an den Ecken dunkelgelb geworden ist. Und dann noch die Kiwi, die an einer Ecke weich geworden ist. Jeder kennt diese Fragen, die sich beim Öffnen der Kühlschranktür stellen. Und dann? Ab in die Tonne? Das bisschen, was jeder so dann und wann wegwirft, summiert sich. Auf ganze 75 Kilogramm pro Einwohner und Jahr in Deutschland. Wobei Obst und Gemüse den Hauptteil der weggeworfenen Lebensmittel ausmachen. Kein Wunder, wird frisches Obst und Gemüse ja auch am schnellsten schlecht. Hier kommt der Faktor Wertschätzung ins Spiel. Wie hoch schätzt man eine Packung Himbeeren, die man im Obstladen für 3 Euro gekauft hat, ein? Wahrscheinlich wesentlich geringer im Wert als das Körbchen mit Himbeeren, die man in gebückter Haltung in einem Obsthain selbst gepflückt hat. Ähnlich verhält es sich mit Fleisch. Wer schon mal zu Besuch bei einer Anlage zur Wurstherstellung von Wiesenhof war, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Wurstkonsum freiwillig einschränken. Und die höherpreisige Wurst eines Bio-Bauernhofes ungleich mehr wertschätzen.

Wertschätzung hat in unserer hochtechnisierten und der Natur entfremdeten Gesellschaft viel mit dem Preis zu tun. Ob ein Ei 40 Cent oder 20 Cent kostet, das bei gleicher Größe und ähnlichem Geschmack im Supermarktregal liegt, das macht einen großen Unterschied. Obwohl doch ein Ei dem anderen gleicht...

Zu lange Spaghettis? 

Rettergut hat das Ziel, den Berg der immensen Lebensmittelverschwendung etwas abzutragen. Wenn man bedenkt, dass dieser Berg 12 Millionen Tonnen hoch ist – in Deutschland – wird klar dass da viel Arbeit wartet. 12 Millionen Tonnen, das ist kein kleiner Hügel mehr, sondern schon ein recht großer Berg. Die Zwillingsbrüder Philipp und Stefan Prechtner haben damit angefangen und Rettergut gegründet. Das Berliner Unternehmen spürt verschwendete Lebensmittel auf und versucht, diese ihrem ursprünglichen Zweck zuzuführen – nämlich, damit Menschen zu ernähren. So entsteht aus krummem Gemüse, das der Supermarkt-Norm nicht entspricht, eine Suppe oder ein Aufstrich. Zu lange Spaghettis (ja, das gibt es wirklich!) werden zu Fussili kleingeschnippelt. Ein alkoholisches Getränk ist auch schon in Planung. „Ein großer Teil unserer Arbeit besteht darin, herauszufinden, wann und wo Lebensmittel verschwendet werden. Das beginnt auf dem Acker, geht über Sortierbetriebe und Herstellbetriebe, den Handel und endet beim Verbraucher. Auf der ganzen Strecke werden Lebensmittel weggeworfen, was das Zeug hält. Das Problem ist größer, als man denkt“, sagt Philipp Prechtner. Und verweist auf 100.000 Kilogramm Lebensmittel, die er bisher vom Abfall gerettet hat. Für seine Arbeit hat Rettergut jetzt schon zum zweiten Mal den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ erhalten. Es gibt viel zu tun: zunächst mal soll die Menge der geretteten Lebensmittel verdreifacht werden, ist der Plan von Prechtner. 

Rettergut ist Teil der Dörrwerk GmbH, die seit 2015 nachhaltige Snacks produziert.

 

verfasst für: Rettergut

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Weit übers Ziel hinaus